Im Frühjahr 2018 bekam ich aus dem Kreißsaal einer Kölner Klinik einen Anruf von einer Hebamme. Sie schilderte mir den Fall einer jungen Frau, der in der 20. Schwangerschaftswoche die Fruchtblase gerissen war und es würde nicht feststehen, ob das Baby überlebt. Der Frau wurde in Aussicht gestellt, falls sie es schafft in die 22. Schwangerschaftswoche zu kommen, in die Uni verlegt zu werden, wo dann lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen werden könnten.
Doch die Aussichten standen sehr schlecht. Die Herztöne des Kindes waren schon enorm verlangsamt und das war ein schlechtes Zeichen. Ich erklärte mich bereit sofort zu ihr zu kommen. Wir vereinbarten dann, dass ich erst in den Kreißsaal kommen sollte, wo ich dann von der Hebamme noch genau informiert werden sollte und sie mich dann anschließend zu der Mutter auf die Station brachte.
Hier kam meine Trosttasche zum Einsatz. Es war wieder erstaunlich wie sehr diese Tasche den Einstieg in ein Gespräch erleichtert. Die junge Mutter wollte diese Tasche in meiner Gegenwart auspacken und hat sich über diese Kleinigkeiten sehr gefreut. Als sie die Kerze sah, die in der Tasche war, fing sie fürchterlich an zu weinen. Ich versuchte sie zu trösten und dabei stellte sich heraus, dass sie der Meinung war ein völlig missgestaltetes Kind auf die Welt zu bringen, falls ihr Baby jetzt sterben würde.
Diesen Gedanken haben viele betroffene Mütter. Ich habe sie beruhigt und ihr erklärt, es wäre schon wichtig, dass sie ihr Kind anschaut, damit diese Vorstellung nach der Geburt nicht ihr weiteres Leben beherrscht. Ich erklärte ihr, dass sie mit der Hebamme absprechen kann, dass sie das Kind nach der Geburt erst einmal beschreibt und es in ein Schlafsäckchen wickelt, was ich ihr gerne dalassen würde. Dieser Gedanke hat sie beruhigt. Ich zeigte ihr die mitgebrachte Bekleidung für Sternenkinder, welche wir gerne stellen.
Sie bat mich, eins von den Säckchen behalten zu dürfen um es ihrem Teddy anzuziehen. Gerne hab ich ihr diesen Wunsch erfüllt. Ein weiteres Thema war die Beerdigung. Ich erzählte ihr von dem neu angelegten Sternenkinderfeld auf einem Friedhof in Worringen. Man muss im Hinterkopf behalten, dass das Kind zu diesem Zeitpunkt noch lebt. Wir haben noch lange über ihre Ängste gesprochen und ich hab ihr angeboten, dass sie mich jeder Zeit anrufen kann, um sie zu begleiten.
Am nächsten Tag kam von ihr eine SMS, dass ihr Baby gestorben ist und sie hat verschiedene Fragen bezüglich der Beerdigung gehabt. Diese Fragen habe ich entsprechend beantwortet.
(von Petra Friese)
Hier geht es zu meiner leider nur kurzen Begegnung im Januar 2018